Das Brandenburger Volksbegehren für ein Nachtflugverbot von 22-6 Uhr startet heute

  • Liebe Großbeerener,


    momentan überschlagen sich die Meldungen bzgl. der erneuten Verschiebung der Eröffnung des Flughafens BER in Schönefeld. Der nicht vollendete Brandschutz musste als Grund dafür herhalten. Mittlerweile wird den meisten jedoch klar sein, dass nicht nur der Brandschutz nicht vollendet war. Wäre der Brandschutz von der technischen Überwachung abgenommen worden, hätte der Flughafen trotzdem niemals im Juni diesen Jahres eröffnet werden können. Zu viele Mängel, zu viele nicht fertig gestellte Gewerke, Lärmschutz nur für eine verschwindend geringe Anzahl an Schwerstbetroffenen, essentielle Sicherheitslücken und vieles mehr. Und da wollten die Verantwortlichen angeblich noch immer an den 03. Juni geglaubt haben…


    Die Bürgerinitiativen haben schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass das Festhalten an diesem Datum nur eine weitere von vielen Täuschungen der Bevölkerung war - eine Täuschung, für die einige wenige Wochen vorher noch eine millionenschwere Imagekampagne mit einem grüßenden Willy Brandt gestartet wurde. Eine Kampagne, für die wir Steuerzahler das Portemonnaie öffnen müssen. Und damit nicht genug : die Beträge, die mittlerweile nach Schätzungen in die Milliardenhöhe gehen für alle Kosten, die mit der Verschiebung der Eröffnung auf März 2013 entstehen, dürfen letztendlich auch wir zahlen. Wir zahlen also erneut für die Inkompetenz der Verantwortlichen, für die bewusste Täuschung der Bevölkerung und für den ganzen Filz der Beteiligten aus Politik und Flughafengesellschaft. Mit Herrn Körtgen ging nur einer – wann gehen die anderen endlich ?


    Die Verschiebung der Eröffnung ist nur insofern positiv zu sehen, als dass sie allen zukünftig vom Fluglärm Betroffenen einen kleinen Aufschub gewährt. Ein kleines bisschen länger Ruhe vor dem Sturm. Das Übel ist nur verschoben – die Verschiebung ändert nichts daran, dass wir zukünftig mit enormen Lärmbelastungen und damit gesundheitlichen Schäden zu rechnen haben. Es bleibt daher unser vordergründiges Ziel, ein Nachtflugverbot von 22-6 Uhr zu erreichen. Für unserer aller Gesundheit.


    Am 04.Juni hat das Brandenburger Volksbegehren zur Durchsetzung eines Nachtflugverbots von 22-6 Uhr begonnen (offizieller Titel : „Für eine Änderung des §19 Absatz 11 des Landesentwicklungsprogramms zur Durchsetzung eines landesplanerischen Nachtflugverbotes am Flughafen Berlin Brandenburg International (BER)“). Es werden 80.000 Unterschriften benötigt, um den Landtag aufzufordern, sich erneut mit dieser Problematik auseinanderzusetzen. Die Frist des Volksbegehrens läuft in Brandenburg bis zum 03. Dezember 2012. In Berlin müssen in der Zeit von 29.05.-28.09.2012 insgesamt 173.000 Unterschriften zusammen kommen. In Brandenburg können all die Ihre Unterschrift abgeben, die seit mindestens einem Monat im Land Brandenburg ihren ständigen Wohnsitz haben und das 16. Lebensjahr vollendet haben. Jeder darf nur am Ort seines Wohnsitzes abstimmen.


    Es gibt zwei Möglichkeiten, seine Unterschrift zu leisten : entweder Sie gehen in das Großbeerener Rathaus (Einwohnermeldeamt, Am Rathaus 1), bringen Ihren Ausweis mit und unterzeichnen dort die Eintragungsliste (Öffnungszeiten : Montag bis Mittwoch von 9-12 und 13-16, Donnerstag 9-12 und 13-18, Freitag 9-11 und, besonders für die Berufstätigen, jeden 1. Samstag im Monat 9-11.30 Uhr). Beim Eintragen beachten Sie bitte, dass Sie Ihre Angaben deutlich lesbar schreiben und keine „Gänsefüßchen“, z.B. bei der Adressangabe bei Ehepaaren, setzen. Dadurch würde die Stimme ungültig.


    Haben Sie keine Möglichkeit, persönlich ins Rathaus zu kommen, fordern Sie einen „Antrag auf Erteilung eines Eintragungsscheines“ an. Diesen Antrag finden Sie zum Ausdrucken auf unserer Homepage http://www.unser-grossbeeren.de/volksbegehren.htm . Wir werden diesen Antrag auch mit Informationsmaterial an einigen Stellen in Großbeeren auslegen, z.B. in der Bibliothek, der Apotheke im Brunnencenter und im Getränkemarkt Syrek (bei der Post). Auf dem Storchenfest (17.06.2012 vor der Bibliothek) und am Siegesfest (23.-26.08.2012) werden wir mit Informationsständen da sein und Ihnen gerne einen solchen Antrag aushändigen, den Sie noch vor Ort ausfüllen können. Wir übernehmen dann das Überbringen ins Rathaus.


    Ansonsten schicken Sie den Antrag per Post an das Rathaus. Gerne können Sie diesen auch faxen an die Nummer : 328866. Sie bekommen dann den Eintragungsschein für das Volksbegehren zugeschickt, füllen ihn deutlich lesbar aus, unterschreiben ihn bitte und schicken ihn ebenfalls unentgeltlich ans Rathaus zurück. Bitte beachten Sie, dass die Anforderung des Antrages allein noch keiner “Stimmabgabe“ gleich kommt. Erst nach gültiger Unterschrift auf dem Eintragungsschein wird die Stimme gezählt.


    Auch online kann dieser Antrag auf der Homepage der Gemeinde (GROSSBEEREN - Gemeinde Grossbeeren (Teltow-Flming)) unter dem Punkt Verwaltung (dann Text zum Volksbegehren) ausgefüllt und versendet werden.


    In den Ortsteilen Kleinbeeren, Diedersdorf und Heinersdorf werden die jeweiligen Ortsbeiräte feste Termine nennen, an denen aller Voraussicht nach die Unterschriftsabgabe vor Ort möglich sein wird, bzw. an denen der Gemeindebus für Fahrtdienste zum Rathaus zur Verfügung stehen wird. Beachten Sie bitte hierzu die Mitteilungen Ihrer Ortsbeiräte. Sobald dazu Näheres feststeht, werden auch wir Sie informieren.


    Wenn Sie Fragen zum Volksbegehren haben, finden Sie Informationen auf unserer Homepage und auf der Seite Volksinitiative gegen Nachtflug 2.0 . Gerne können Sie uns auch eine e-mail schicken (info@unser-grossbeeren.de) oder uns anrufen (M. Sprißler 0174 / 3102211, U. Szenkler 0179 / 4436032).


    Ich bitte Sie eindringlichst, das Volksbegehren zu unterschreiben. Die Landesregierung möchte in der Zeit von 22-0 Uhr und von 5-6 Uhr 113 Flüge zulassen. Wie schnell sich diese Zahl erhöhen kann sehen wir in der Anhebung der Anzahl der auch unsere Gemeinde betreffenden so genannten „Wannseeflüge“. Neben den bislang geplanten 130 Fliegern über den Süden Großbeerens und der uns darüber hinaus zukünftig noch drohenden Flugroute von Norden über Heinersdorf und Großbeeren wurden die ursprünglich 48 angekündigten in Richtung Wannsee gehenden direkten Überflieger auf Wunsch der Airlines auf 83 pro Tag erhöht. Einfach so. Problemlos. Und das bisherige Nachtflugverbot in Tegel wird derzeit ebenfalls aufgeweicht. Weil es eben notwendig ist. Damit die Airlines ihren angedachten Gewinn auch einkassieren können. Schieben wir diesem, nur an Profit orientiertem und ohne Rücksicht auf die betroffene Bevölkerung nehmenden Denken mit unserem Volksbegehren einen Riegel vor !


    Und denken wir vor allem an unsere Gesundheit. Acht Stunden Nachtruhe sind unerlässlich für eine stabile physische und psychische Gesundheit. Fundierte wissenschaftliche Studien (u.a. auch vom Umweltbundesamt) haben längst gezeigt, dass nächtlicher Fluglärm zu erhöhten Herz- und Kreislauferkrankungen führt, zu Depressionen, zu Brustkrebs bei Frauen, zu erheblichen Konzentrations- und damit Entwicklungsstörungen bei Kindern, zu erhöhtem Medikamentenverbrauch allgemein und bei Infarktpatienten sogar zu einer höheren Sterblichkeitsrate. Lassen Sie uns gemeinsam mit unserer Unterschrift dagegen ein Zeichen setzen !


    Und letztendlich lassen Sie uns mit einem Nachtflugverbot von 22-6 Uhr auch erreichen, dass aus Schönefeld kein internationales Drehkreuz mit mehreren Start- und Landebahnen wird. Die kürzlich veröffentlichte Studie von Dipl.-Ing. Architekt Dieter Faulenbach da Costa, eines international tätigen Beraters von Flughafenprojekten, der übrigens auch bereits von der Schutzgemeinschaft der Umlandgemeinden e.V., deren Sprecher unser Bürgermeister Carl Ahlgrimm ist, beauftragt wurde, bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen. Eine dritte Start- und Landebahn ist, so Faulenbach, in Kürze unerlässlich, was „zu einer großflächigen Verlärmung des südlichen Berliner Raums von Wannsee bis zum Müggelsee [führt] . Dieser Lärmkorridor setzt sich daran anschließend südlich fort und überlagert den Bereich vom Mittelzentrum Ludwigsfelde bis nach Müggelheim. Durch die dritte Piste wird dieser Lärmkorridor nach Süden verlängert und reicht von Nunsdorf bis Bestensee.“ Unterstellt man das bisherige Wachstum des Luftverkehrs gleichermaßen für die Zukunft, kommt man laut Faulenbachs Analyse nicht umhin, auch eine vierte Start- und Landebahn zu planen. Die Folge wäre, dass zusätzlich zum südlichen auch das westliche und östliche Berliner Stadtgebiet überflogen würden. Für Brandenburg hieße das, dass die „Siedlungsbänder Ludwigsfelde, Blankenfelde-Mahlow und Eichwalde – Königs Wusterhausen […] vollständig unterhalb eines Lärmteppichs von mehr als 55 Dezibel Dauerschallpegel liegen. […] Im Ergebnis ergäbe sich aus einem Vier-Pistensystem ein Lärmkorridor oberhalb von 55 dB(A) in Ost-West-Ausdehnung von etwa 60 km und in Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 30 km.“ Und Großbeeren mittendrin.


    Verhindern wir mit unserer Unterschrift für ein Nachtflugverbot von 22-6 Uhr, dass u.a. Pauschal- und Charterflüge aus Kostengründen nachts vom BER aus starten und landen. Und dass damit u.a. die so genannten Billigairlines ihre Hauptstandorte nach Schönefeld verlagern. Und dass durch die nächtliche Flugfreigabe immer mehr Flugangebote vom BER aus abgefertigt werden. Damit Faulenbachs Prognose nicht Realität wird !


    Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Unterschriften und damit für Ihren Einsatz für eine lebenswerte Zukunft in der Gemeinde Großbeeren.
    Herzlichst,
    Ute Szenkler