Berliner Zeitung vom 17.09.2011 Der sympathische Herr Schwarz bezeichnet das Nachtflugverbot als "Treppenwitz", was immer das auch sein mag

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    "Das wäre doch ein Treppenwitz"
    Flughafen-Chef Schwarz will kein langes Nachtflugverbot


    Rainer Schwarz wird im Gericht sein. Denn mit der Nachtflugregelung gehe es dort um ein Thema, das für den neuen Airport "existenziell" ist, sagt der Flughafen-Chef.

    Können Sie es verstehen, dass viele Anwohner des neuen Flughafens um ihren Nachtschlaf fürchten?
    Natürlich. Aber darauf reagieren wir doch auch mit einem umfassenden Schallschutzprogramm.

    Doch das wird heftig kritisiert.
    Wir halten unsere rechtlichen Verpflichtungen nicht nur peinlich genau ein, sondern gehen weit darüber hinaus. Wir legen unseren Berechnungen den Endausbauzustand des Flughafens zugrunde, 360000 Starts und Landungen pro Jahr. Zunächst wird es aber nur 240000 bis 250 000 Flugbewegungen jährlich geben.

    Wäre es als Kompromiss nicht sinnvoll gewesen, Nachtflüge stärker als geplant zu beschränken?
    Die Regelung, um die es geht, ist doch schon ein weitreichender Kompromiss zugunsten der Anwohner. Heute gibt es in Schönefeld noch einen 24-Stunden-Betrieb. Nach den Vorgaben des Bundesverwaltungsgerichts hat die Behörde 2009 ein Verbot für reguläre Linienflüge in der Kernnachtzeit zwischen 0 und 5 Uhr verhängt. Die Randzeiten zwischen 22 und 24 sowie 5 und 6 Uhr sind stark beschränkt. So darf es in der letzten halben Stunde vor und der ersten halben Stunde nach der Kernzeit keine planmäßigen Flüge geben. Auch wurde die Flugzahl begrenzt.

    Der Flughafen Tegel boomt, trotz Nachtflugbeschränkungen.
    Das stimmt. Aber dort darf bis 23 Uhr ohne Beschränkungen geflogen werden. Das wird es in BER nicht geben. Außerdem steht der jetzige Flughafen Schönefeld in allen Nachtstunden als Ausweich-Airport zur Verfügung, wenn sich Flüge nach Tegel zu sehr verspäten.

    Warum ist es so wichtig, dass möglichst lange geflogen werden darf?
    Das wäre doch ein Treppenwitz, wenn wir für mehrere Milliarden Euro einen neuen Flughafen bauen- und die dortige Nachtflugregelung würde nicht nur weit hinter den jetzigen Stand, sondern auch hinter den anderer deutscher und europäischer Flughäfen zurückfallen. Dies würde uns einen massiven Wettbewerbsnachteil bescheren. Kennen Sie einen bedeutenden Flughafen, der um 22 Uhr zumacht? Ich nicht.

    Was wäre die Folge, wenn das Gericht Flüge von 22 bis 6 Uhr verbietet?
    Wenn eine Airline spätabends und frühmorgens keine Flüge mehr anbieten kann, wird sie hier keine Flugzeuge stationieren. Gerade dies würde den Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen bedeuten. Das betrifft nicht nur die Low-Cost-Carrier, die ihre Flugzeuge möglichst lange einsetzen müssen, um niedrige Tarife anbieten zu können, in Berlin würden sich dann auch kaum weitere Langstreckenverbindungen entwickeln. Wir würden kein internationales Drehkreuz werden.

    Im Streit um BER haben Kritiker jetzt die Oberhand. Wie finden Sie das?
    Das sehe ich nicht so. Aber ich vermisse sehr wohl eine ausgewogene Diskussion, die Chancen und Nutzen des Flughafens stärker in den Vordergrund stellt. Ich habe es noch nie erlebt, dass in einer Region so viele ein so wichtiges Projekt so kleinreden.

    Das Gespräch führte
    Peter Neumann. :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: