Sie sind unsagbar klein,mit menschlichen Augen nicht zu sehen. Man kann sie nicht hören, nicht fühlen,nicht schmecken. Und selbst die allerfeinsten Waagen, die die Feinstäube in derLuft gerade noch wiegen können, schlagen nicht mehr aus. Diese Kleinst-Teile inNanogröße, die sich bislang so gut getarnt der menschlichen Wahrnehmungentzogen haben, nennen wir Ultrafeinstaub-Partikel oder kurz UFP. Aberinzwischen können sie moderne Messgeräte zählen und durchaus feststellen, wiesie in welcher Anzahl unsere Atem-Luft verunreinigen. Sie entstehen faktischbei allen Verbrennungsprozessen, bei brennenden Kerzen ebenso wie bei Kaminen,aber auch in Motoren von Autos, Lkws - und auch bei Flugzeugen.
Die Ärzte haben sie unterVerdacht, gerade wegen ihrer Kleinheit noch krebserregender, noch schädlicherfür das menschliche Herz-Kreislauf-System zu sein als ihre größeren Geschwisteraus der Feinstaub-Klasse, denn sie kommen noch leichter in den Körper undkönnen dort problemlos in Alveolen, Blutbahnen und Körperzellen eindringen. Manmüsste sie jetzt, weil man es ja kann, zählen, messen und erforschen.Vielleicht muss es für sie auch einmal gesetzlich festgelegte Grenzwerte geben,wenn die Forschungen ergeben, dass und in welcher Belastungshöhe sie diemenschliche Gesundheit gefährden.
Die Menschen überall in derNähe der deutschen Groß-Flughäfen wollen nun wissen, wie viele UFPs die vielenFlugzeuge über ihren Köpfen ausstoßen, seien es die Anwohner des Frankfurter,des Münchner oder des künftigen Hauptstadt-Flughafens BER. Die Hessen sindderzeit noch vorne. Ihr grüner Umweltminister hat im Umland des FrankfurterRhein-Main-Flughafens bereits die ersten Mess-Stellen errichten lassen.Fachpersonal im hessischen Umweltministerium betreut die Messungen, sammelt undwertet die erhobenen Daten aus. Die Fluglärm-BIs in Bayern undBrandenburg/Berlin finden, dass ihre Landesregierungen genau das Gleiche könnenmüssen, was Hessen kann und kämpfen noch dafür, dass die Landesregierungen anIsar, Spree und Havel ihre Aufgabe der Gesundheits-Vorsorge für die Bevölkerunggenau so ernst nehmen wie die an Rhein und Main.
Zweimal sind imbrandenburgischen Landtag entsprechende Anträge der GRÜNEN und Freien Wählernicht auf die Zustimmung der regierenden Mehrheitsfraktionen aus SPD und LINKENgestoßen. Die Abteilungsleiterin des Umweltbundesamtes für Luftqualität AnnetteWichmann-Fiebig empfahl im Umweltausschuss des brandenburgischen Landtags dieUntersuchung der Luftbelastung durch UFPs rund um den künftigen BER. Und zwar vor und nach der Inbetriebnahme des BER! Es könnte sichdaraus ein wichtiger wissenschaftlicher Befund ergeben. Das aber hat an derHaltung der Regierenden in Brandenburgnichts geändert.
Wer aber sehr besorgt istüber den fall out der Flugzeuge an Schadstoffen über ihren Köpfen, weilunentrinnbar für ihre Lungen, sind die Bürger im Flughafenumfeld, die damit vonoben zusätzlich unsichtbar, unhörbar, unschmeckbar und ohne jegliche möglicheSchutzvorrichtung in feinster Zerstäubung berieselt werden. Und sie wollen,dass auf ihre Gesundheit geachtet wird und ihre Ängste ernst genommen werden.Petitionen zur Errichtung von UFP-Messpunkten der Fluglärm-BIs bekamen deshalbschnell die einstimmige Zustimmung in den Gemeindevertretungen vonBlankenfelde-Mahlow, von Großbeeren, von Schulzendorf und Zeuthen, ja die ganze Schutzgemeinschaft der Umlandgemeindenfordert unisono die sofortige Messungen der UFPs.
Die BürgerinitiativeMahlower Schriftstellerviertel (BIMS) e. V. hat heute durchaus mit Freude zur Kenntnis genommen,dass der Kreistag Teltow-Fläming ihre Petition zur Etablierung einesUFP-Mess-Systems ebenfalls einstimmig bei nur einer Enthaltung angenommen hat.Absolut keinen Anlass zur Freude gab dagegen das Verhalten der Leitung desLandesamtes für Umwelt (LfU) gegenüber dem Wunsch derKreistagsabgeordneten, man möge einen sachkundigen Mitarbeiter aus dem Amt indie Fachausschüsse schicken, der den Kreistagsabgeordneten die Sachverhalteerklärt und eine inhaltlich fundierte Diskussion anstößt und begleitet. DieLandesbehörde verweigerte sich zudem der Kreistags-Einladung ohne jeglicheweitere Begründung.
Die Kreistagsabgeordnetenvermuten, man verhalte sich so, weil man jegliche größere Diskussion, die aucheine Medienberichterstattung nach sich ziehen könnte, vermeiden will. Auch dieBIMS geht davon aus, das die Landesregierung dieses brisante Thema jetzt in dieSchweigespirale verschieben will in der Hoffnung, dass die besorgten Bürgerallerorten ihr Petitum aufgeben und verstummen.
"Diese Rechnung wirdnicht aufgehen. Nur weil unsere Landesbehörden sich beim heiklen Thema UFP amliebsten tot stellen, wird das Thema nicht sterben!" meint SigridZentgraf-Gerlach von BIMS e. V. Der Blankenfelde-Mahlower Ausschuss für Flughafen,Umwelt und Energie hat sich anderweitig hochkarätigen Sachverstand besorgt undzur Anhörung eingeladen. Es kommt am 18.07.2017 und trägt vor: Prof. Dr. AlfredWiedensohler, Leiter des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung. "Dieeinfachen Menschen in den Flughafen-Gemeinden ohne Amt und Mandat wollen, dassman ihr Recht auf Gesunderhaltung ernst nimmt. Ihre Gemeindevertreter wollen esebenso wie ihre Kreistagsvertreter, die sich derzeit stark für sie einsetzen.Unsere Landesregierung wird sich nicht auf Dauer und ohne erheblichen Gesichts-und Wählerstimmenverlust über den Willen der vielen Menschen in derFlughafen-Region hinwegsetzen können." meint Zentgraf-Gerlach. Undzuversichtlich meint sie: "Mitstreiter von BIMS e. V. aus Schulzendorf haben zudem eine gleichlautende Petiton beimKreistag von Dahme-Spreewald eingereicht. Auch dort werden sich die Bürger undihre Vertreter wohl kaum so einfach abwimmeln lassen, wie sich unsereignoranten Landesbehörden das vorstellen."