UBA-Gutachten zum Lärm am BBI/ BER kleingerechnet

  • Lärmkarten des Umweltbundesamtes weisen nur Zustand bei Inbetriebnahme aus


    In dieser Woche wurde das lärmfachliche Gutachten des Umweltbundesamtes mit seiner Empfehlung, am „sehr stadtnahen“ Flughafen Schönefeld aus Gründen des Gesundheitsschutzes von 22 bis 6 Uhr den Betrieb einzustellen, veröffentlicht. Diese Empfehlung wird auch durch die Bürgerinitiative Schallschutz (BISS) Rangsdorf grundsätzlich begrüßt, so Initiativensprecher ROBERT NICOLAI.


    Es wird jedoch festgestellt, dass die Menschen in der Flughafenregion weiterhin nicht ausreichend über ihre zukünftigen Belastungen informiert werden.


    Dem UBA wurden vom Bundesamt für Flugsicherung (BAF) nur Datenerfassungssystem (DES)-Daten zur Verfügung gestellt, welche die Kapazität des Flughafens bei Inbetriebnahme und kurz danach abbilden.


    Zu diesen Daten zählen z.B. Flugzeugmuster, prognostizierte Verteilung der Bahnnutzung und die prognostizierte Anzahl der Flugbewegungen. Bei Inbetriebnahme und danach sind das aktuell ca. 250.000 Flugbewegungen pro Jahr.
    Die Brandenburger Landesregierung ist sich aber einer zu erwartenden, signifikanten Änderung dieser Daten sehr bewusst.


    Im Protokoll des Landes-Infrastruktur-Ausschusses bereits vom Sept 2011 auf Seite 34 steht:
    …" zur Frage nach dem Prognosehorizont … Es wird einen Flugzeugmix geben, also bestimmte Flugzeugmuster, die auf bestimmten Routen fliegen. Zur Zeit der Inbetriebnahme werden die sehr lauten und sehr schweren Flugzeuge noch nicht fliegen. Der Flughafenbetrieb beginnt mit den Flugzeugen, wie sie heute in Tegel und in Schönefeld üblicherweise eingesetzt werden…Das sind kleinere Flugzeuge, die auch nur geringere Maximalpegel erzeugen.
    …Die Häufigkeitsverteilung der Maximalpegel wird sich über die Jahre verändern. Am Anfang werden sie niedrig sein, aber in Zukunft, wenn die Pläne von Air Berlin zur Integration von Langstreckenflügen in Erfüllung gehen und größere, schwerere Flugzeuge starten und landen, wird die Häufigkeit höherer Pegel zunehmen."
    Quelle: http://www.parldok.brandenburg…ladoku//w5/apr/AIL/27.pdf


    Die bekanntermaßen planfestgestellte Kapazität liegt bei 360.000 Flugbewegungen pro Jahr. Auch die Lärmschutzgebiete wurden laut Planfeststellungs¬beschluss von 2004 auf der Grundlage von 360.000 Flugbewegungen ermittelt.
    Dass man von der Maximalkapazität Gebrauch machen will, ist bei allem, was bisher von den Landesregierungen zu hören war, anzunehmen. Und der Zeitpunkt, wann diese maximalen Zahlen erreicht werden, ist ebenfalls bekannt, nämlich 2016/2017 (MIL im Tagesspiegel vom 14.1.2012)


    Wenn nun Ministerpräsident Platzeck und Bürgermeister Wowereit um Akzeptanz des Flughafens bitten, dann sollten sie den Bürgern erst einmal erklären, was auf sie zukommt.


    Die dieser Pressemitteilung beigefügte Antwort des UBA empfiehlt die Verpflichtung eines externen Gutachters für die Berechnung der Lärmausbreitung bei 360.000 Flug¬bewegungen.
    Daraus werden mit Sicherheit neue, zusätzliche Flugrouten entstehen, die noch mehr Menschen ungeahnt mit Fluglärm belasten oder die Belastungen der aktuell vorgeschlagenen Routen werden sich noch signifikant erhöhen. Ganz abgesehen von der Unmöglichkeit, Fluglärm¬verschonung zu versprechen, wenn Flugzeuge bei spätestens 5.000 Fuß freigegeben werden.


    In einem Brief von Flughafenchef Schwarz an die Bürgerinitiative steht z.B.: …“ ist nicht damit zu rechnen, dass Teile von Rangsdorf bereits jetzt in die Schutzzonen fallen“
    Aus diesem Grund ist es dringend geboten, fehlende Transparenz sofort wiederherzustellen und die maximal möglichen Belastungen aufzuzeigen.
    Ein weiterer Schritt muss es sein, ähnlich wie es Ministerpräsident Bouffier in Frankfurt erwägt, die technisch machbare Kapazität nicht auszunutzen und freiwillige Selbstbeschränkungen einzuführen.


    Robert Nicolai
    Vorsitzender der Bürgerinitiative Schallschutz (BISS) Rangsdorf e.V.
    Fontaneplatz 5
    15834 Rangsdorf
    Tel: 01578-2213072


    Quellen:
    Tagesspiegel: MIL u.a. zum Zeitpunkt der maximalen Kapazität
    Lärmschutz am BER: Ministerium fordert niedrigere Grenzwerte - Berlin - Tagesspiegel
    Gutachten des Umweltbundesamtes (UBA):
    Publikationen - Mediendatenbank
    HR Online: Bouffier will Flughafen nicht auslasten
    Fluglärm-Streit: Bouffier will Flughafen nicht auslasten | Nachrichten | Hessischer Rundfunk | hr-online.de
    Protokell des Landes-Infrastrukturausschusses:
    http://www.parldok.brandenburg…ladoku//w5/apr/AIL/27.pdf

  • Sehr geehrter Herr Nicolai,


    herzlichen Dank für Ihre E-Mail sowie für Ihre Anfrage. Sie stellen zutreffend fest, das unseren Analysen die Zahlen für 2012 zugrundeliegen. Was die Validität dieser Zahlen angeht, so haben wir diese als Datenerfassungssysteme von der DFS über das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung erhalten und uns die Richtigkeit der Prognose von dem Flughafen schriftlich bestätigen lassen. Wir sind daher davon überzeugt, dass die Zahlen hinsichtlich des zunächst zu erwartenden Flugbetriebes korrekt sind. Das trifft natürlich nur dann zu, wenn dann auch auf den festgelegten Flugrouten geflogen wird. Zu der in diesem Zusammenhang virulenten Frage der Einzelfreigaben haben wir uns auf den Seiten 93 und 94 unserer Stellungnahme dezidiert geäußert.


    Wir regen an, sich zwecks Klärung der wichtigen Frage, welche Lärmauswirkungen sich im Ausbaufall bei den dann prognostizierten 360.000 Flugbewegungen ergeben, an ein geeignetes Gutachterbüro zu wenden. Das Umweltbundesamt hat hierfür leider weder die finanziellen noch die personellen Kapazitäten.


    Mit freundlichem Gruß
    Im Auftrag

    René Weinandy
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    Dr. habil. R. Weinandy


    Umweltbundesamt
    Federal Environment Agency
    Fachgebiet I 3.3 Lärmminderung im Verkehr
    Section I 3.3 Traffic Noise Abatement


    Wörlitzer Platz 1
    D-06844 Dessau
    Phone: +49 (0)340 / 2103-6554
    Fax: +49 (0)340 / 2104-2576
    E-Mail: Rene.Weinandy@uba.de
    Steigen Sie ein: Das Umweltbundesamt - fr Mensch und Umwelt

  • Hallo an alle,


    der Bürgermeister von Blankenfelde - Mahlow Ortwin Baier hat eine gutachterliche Aussage von Herrn Professor Eberhardt Greiser zur Belastung der Menschen in unserer Gemeinde eingeholt. Das Fazit von Greiser:


    "Sowohl aus der Tabelle als auch aus den Abbildungen ergibt sich zweifelsfrei die erhebliche Belastung der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow, die sich in gravierender Weise von der Belastung der Bevölkerung der südlichen Bezirke Berlins und der übrigen Gemeinden des Landes Brandenburg unterscheidet. Da die Belastung mit erhöhten Fluglärmpegeln gleichzeitig auch eine erhebliche Gefährdung der Gesundheit, insbesondere in Bezug auf Krankheiten des Herzens und des Kreislaufs, Zuckerkrankheit und psychische Erkrankungen mit sich bringt, erscheint mir zum Schutze der Gesundheit der Bevölkerung ein politischer Handlungsbedarf gegeben."


    Schon jetzt sieht also Greiser die jetzige Situation des gebündelten Fluglärms über unserer Gemeinde als gesundheitsgefährend für uns alle hier an.


    Wie wir ja von Robert Nicolai wissen, sind derzeit ja nur 250 000 Flugbewegungen in die Betrachtungen einbezogen worden. Für eine noch höhere Zahl an Flugbewegungen ist an dieser Routenführung voraussichtlich nicht festzuhalten. Dann wird in einer großeren Auffächerung geflogen werden.


    Was mich persönlich gestern so erbost hat, ist die Antwort des UBA an Robert Nicolai, wir, die Bürger könnten uns ja wieder einmal ein richtiges Gutachten für die zu erreichenden 360 000 Flugbewegungen machen lassen und es selbst bezahlen.


    WIR, die Bürger bezahlen immer einfach für unsere Informationen und zweifach für unser Recht, weil die FBS ja Urteilen, die wir schon eingeholt haben, dann auch wieder zuwiderhandelt.


    Wir sollten uns diesen Flughafen einfach nicht gefallen lassen und nicht nachlassen mit gemeinsamem Protest, bis wir ihn los haben. Wir alle werden damit nicht gut leben können. Und wer sich nach der Verkündigung der Gefälligkeits-Routen zurückzieht aus den Aktionen, wird in spätestens drei bis fünf Jahren die Flugzeuge genauso über sich haben wie wir jetzt schon.


    Mit freundlichen Grüßen


    Sigrid Zentgraf-Gerlach
    Bürgerinitiative Mahlower Schriftstellerviertel (BIMS)
    Sophie-Mereau-Weg 4
    15831 Mahlow
    Tel.: 03379/375615
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